In der Dom­stadt hat es Tra­di­tion, dass man lieber zur Fla­sche Bier greift, als dass man die Saison seriös zu Ende spielt. Zumin­dest dann, wenn man ent­weder bereits auf­ge­stiegen oder vor­zeitig gerettet war. Dann degra­dierte sich das Kölner Team stets in St. Martin-Manier zum Punk­te­lie­fe­ranten. Im Schluss­spurt dieser Saison aber macht Trainer Zvo­nimir Soldo aus der Per­sonal- und Trans­fernot eine Tugend: Er baut sys­te­ma­tisch Jung­spieler ein und führt diese durch Kurz­ein­sätze suk­zes­sive an den Pro­fi­kader heran. Jugend forsch also in Köln.

Gele­gen­heiten zu einem kleinen Umbruch haben sich für Soldo im Laufe dieser Spiel­zeit genü­gend geboten, denn die erhofften Leis­tungs­träger um Petit, Maniche, Womé, Podolski oder Nova­kovic konnten in keiner Phase kon­stant ihre Leis­tungen abrufen. Nun aber setzt der kroa­ti­sche Trainer auf die Tugend, wenn auch aus der Not geboren. Mit Adam Matu­schyk hat sich bereits ein U‑23-Kicker in der ersten Elf eta­bliert. Der 21-jäh­rige Pole konnte sich nicht zuletzt durch seine beiden Tore gegen Hof­fen­heim auf der Sechser-Posi­tion fest­beißen. 

Die neuen Kölsch­ju­welen

Auch Daniel Bro­sinski (21) oder Taner Yalcin (20) kamen immerhin zu Teil­zeit­ein­sätzen. Ins­be­son­dere auf Rein­hold Yabo und Bien­venue Basala-Mazana hält man in Köln große Stücke. Die beiden 18-Jäh­rigen konnten mit der deut­schen U 17 2009 im eigenen Land den Euro­pa­meis­ter­titel gewinnen und mit guten Leis­tungen auf sich auf­merksam machen. Yabo, Kapitän des dama­ligen Euro­pa­meis­ter­teams, fei­erte gegen Bochum am 31. Spieltag sein Bun­des­li­ga­debüt. Das blieb Mit­streiter Basala-Mazana aber noch ver­gönnt – ein Syn­de­mo­se­band­riss warf ihn weit zurück. Beide Kölsch­ju­welen sind bereits mit Pro­fi­ver­trägen aus­ge­stattet und trai­nieren regel­mäßig mit der ersten Mann­schaft. Man täte jedoch gut daran, Con­ten­ance am Rhein zu bewahren. So schnell es dort bergauf geht, so rake­ten­artig kann sich auch der Weg hinab voll­ziehen. 

Für Soldo und sein wei­teres Trai­ner­team um Co Michael Henke kann dieser Schluss­spurt eine ver­korkste Saison noch retten, denn es rumorte bei­nahe endlos am Geiß­bock­heim. Auch wenn der Klas­sen­er­halt früh­zeitig gesi­chert ist, zeigt sich keiner so recht zufrieden. Mit einer Ver­jün­gung des Kaders und dem regel­mä­ßigen Ein­satz von Jugend­spie­lern kann das End­zeugnis für Soldo nur besser aus­fallen.

Die Kriegs­kasse ist leer

Wie sehr dieser Weg aber auch not­wendig ist, zeigt ein Blick auf die Finanzen. Denn mit der Podolski-Rück­kehr, dem Ver­kauf von wei­teren Genuss­scheinen und der Ver­äu­ße­rung der Cate­ring­rechte offen­bart sich, dass die köl­sche Kriegs­kasse wei­test­ge­hend geplün­dert ist. So wird sich auch Manager Michael Meier über den Jugend­trend am Sai­son­schluss erfreut zeigen. Denn der sagte bereits vor einigen Wochen, dass man in Zukunft ver­stärkt junge, deut­sche Spieler günstig ver­pflichten wolle. Die letzten Groß­trans­fers von Maniche, Petit oder Womé kosten viel Unter­halt, brachten jedoch wenig Ertrag. Zum Schluss dieser Saison also die Tugend? Es wäre wohl im Sinne der gesamten Füh­rungs­ebene.

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