Am Mitt­woch­abend ist in den sozialen Medien ein Video­schnipsel auf­ge­taucht, der bei den Fans von Hertha BSC einen Hauch von Hoch­stim­mung aus­ge­löst hat. Auf­ge­nommen wurden die Bilder auf dem Flug­hafen von Sevilla. Sie zeigen einen jungen Mann in Shorts. Er hat eine Hand in der Hosen­ta­sche, wirkt ein wenig ein­ge­schüch­tert, als er in die Ankunfts­halle tritt, und schlurft schließ­lich zu dem Platz, der ihm zuge­wiesen wird.

Der junge Mann hebt beide Daumen in die Höhe und lächelt ein wenig lin­kisch. Fotos werden gemacht. Dann ist es vorbei. Der junge Mann lässt die Schul­tern sacken. Es ist Dodi Luke­bakio.

Die Fans von Hertha BSC kennen das. Luke­bakio, 25, ist ein netter, umgäng­li­cher und fröh­li­cher Mensch. Er braucht klare Anwei­sungen, was er zu tun hat, und um die Kör­per­span­nung ist es bei ihm auch nicht immer zum Besten bestellt.

Dodi Luke­bakio kann ein wun­der­barer Fuß­baller sein

Aber das ist eben nur die eine Seite an ihm. Dodi Luke­bakio kann auch ein wun­der­barer Fuß­baller sein. Er ist schnell, stark am Ball, tor­ge­fähr­lich. In der ver­gan­genen Saison, die für Hertha mit dem Abstieg aus der Fuß­ball-Bun­des­liga endete, hat er elf Tore erzielt – mehr als jeder andere bei den Ber­li­nern.

Dass der bel­gi­sche Natio­nal­spieler für die Zweite Liga zu gut ist, das haben sie bei Hertha schon lange gewusst. Luke­bakio hat in diesem Sommer keine ein­zige Minute in Berlin auf dem Trai­nings­platz gestanden. Er war frei­ge­stellt, um einen neuen Verein zu suchen. Nach einigen Irrungen und Wir­rungen ist das nun gelungen. Luke­bakio wech­selt von Hertha zum Europa-League-Dau­er­sieger FC Sevilla.

Das Ende einer Ära des Grö­ßen­wahns

Für die Ber­liner und ihre Fans ist das eine gute Nach­richt. Nicht, weil sie den Offen­siv­spieler end­lich vom Hof gejagt sehen wollen; sie freuen sich vor allem, dass der Transfer fri­sches Geld in die leere Kasse bringt. Zehn Mil­lionen Euro sollen es sein, plus mög­li­cher Bonus­zah­lungen.

Luke­bakios Wechsel ist nicht nur über­le­bens­wichtig für den finan­ziell dar­benden Zweit­li­gisten. Er steht auch sym­bo­lisch für das Ende einer Ära, die – eben­falls sym­bo­lisch – mit seiner Ver­pflich­tung im Sommer 2019 begonnen hat: eine Ära des Grö­ßen­wahns, die den Klub (min­des­tens) an den Rand des Abgrunds geführt und ihn wohl nach­haltig geschä­digt hat.

20 Mil­lionen Euro hat Hertha vor vier Jahren für Luke­bakio an den FC Wat­ford über­weisen müssen. Der Bel­gier, in der Saison zuvor an den Bun­des­li­ga­auf­steiger For­tuna Düs­sel­dorf ver­liehen, war damit der teu­erste Ein­kauf der Ver­eins­ge­schichte und seine Ver­pflich­tung der Start­schuss für eine Hoch­preis-Phase in Her­thas Trans­fer­his­torie.

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